1722 gewährte Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf auf seinem Gut Berthelsdorf in der Oberlausitz mährischen Glaubensflüchtlingen Asyl. Durch die Gegenreformation ab dem 16. Jahrhundert wurden protestantische Gemeinden im Habsburger Reich, insbesondere in Böhmen und Mähren, verfolgt. Einige von Ihnen wanderten deshalb ins lutherische Sachsen aus. Die Ansiedlung der ersten beiden Familien legte den Grundstein für die schnell wachsende Siedlung Herrnhut.
Die Karte zeigt die Herkunftsorte und den Fluchtweg der ersten mährischen Migranten in die Oberlausitz im Jahre 1722. Die weitaus meisten flüchteten aus den unter den Habsburgern heftig rekatholisierten Gebieten in Böhmen und Mähren, einige auch aus Schlesien, Skandinavien und dem Deutschen Reich.
Das Zentrum von Herrnhut bildete der heutige Zinzendorfplatz mit dem Gemeinhaus (Kirchsaal) und den Chorhäusern: Schwesternhaus, Brüderhaus und Witwenhaus, an die sich die Wohn- und Geschäftshäuser der Familien anschlossen. Im Vordergrund rechts ist der nordöstlich des Zentrums gelegene Gottesacker dargestellt.
Bereits kurz nach der Gründung der Herrnhuter Brüdergemeine, im Jahre 1732, entsandten die Brüder und Schwestern aus ihrer Mitte Missionare in entlegene Weltgegenden. Ziel war die Verbreitung der christlichen Botschaft, die im Verständnis der Herrnhuter die Gleichheit aller Menschen einschließt. In der täglichen Missionsarbeit wurde der Ausbildung und Versorgung ein hoher Stellenwert eingeräumt
Aus der Wirksamkeit der Mission ist heute eine weltweite Kirche mit selbstständigen Provinzen in Afrika, Asien, Amerika und Europa entstanden, außerhalb Deutschlands heißt sie auch „Moravian Church“ oder „ Iglesia Morava“. Heute hat die Herrnhuter Brüdergemeine in Deutschland etwa 6.000 Mitglieder, die Mehrzahl der weltweit etwa 1.040.500 Mitglieder jedoch lebt in Afrika, in Nord- und Mittelamerika und in der Karibik. Ihren Hauptsitz hat die Evangelische Brüder-Unität aber nach wie vor in Herrnhut.
Vor über 160 Jahren im Schoß der Herrnhuter Brüdergemeine entstanden, gilt der Herrnhuter Stern als Ursprung aller Weihnachtssterne. Anfang des 19. Jahrhunderts leuchtete der erste Stern aus Papier und Pappe in den Internatsstuben der Herrnhuter Brüdergemeine. In den Internatsstuben lebten im 19. Jahrhundert vor allem Missionarskinder. Da in den Missionsgebieten die Lebensverhältnisse oft widrig waren, schickten die Eltern ihre Kinder, wenn sie das Schulalter erreicht hatten, in die Heimat zurück. Unter der Obhut der Brüdergemeine erhielten sie Erziehung und Bildung.
Das Schulwerk der Brüder-Unität genoss schon früh einen so guten Ruf, dass die Herrnhuter in überregionalen Anzeigen darum bitten mussten, Kinder keinesfalls unangemeldet in ihre Schulen zu entsenden. Die Schulen waren und sind Spiegelbild der Gesamtverfassung der Brüder-Unität und zeichnen sich durch die Einheit von religiöser, sozialer und naturkundlich-praktischer Erziehung und Bildung aus.
Das Zuhause ersetzen konnten diese Schulheime natürlich nicht. Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit war die Trennung von den Eltern sehr schmerzhaft. So kam der Stern als Symbol für die biblische Geschichte ganz recht. Ein Erzieher nutzt den Stern im Mathematikunterricht als Vorlage, um ein besseres geometrisches Verständnis zu vermitteln. Er ließ die Internatskinder Sterne aus verschiedenen geometrischen Formen bauen und diese schmückten später damit Ihre Internatsstuben. Die ersten Sterne trugen dabei die Farben weiß /rot - weiß für die Reinheit und rot für das Blut Jesus Christus. Fortan bastelten die Kinder stets am 1. Sonntag im Advent ihre Sterne und trugen damit diesen Brauch in ihre Familien.